Von großen Aufgaben und verpassten Chancen

Grüne in Werther ziehen Jahresbilanz

Nicht nur in Berlin, auch im überschaubaren Werther stellen uns Klimawandel, Verkehrsprobleme und knappe Ressourcen vor neue Aufgaben. Und das betrifft nicht nur die öffentliche Verwaltung, sondern alle Bürger. Die Grünen in Werther ziehen für das vergangene Jahr 2023 Bilanz, wie die Stadt und die Bürger damit umgegangen sind. Das Resultat ist gemischt: es gibt ein paar vielversprechende Ansätze. Aber es wurden auch Chancen vertan…

Stichwort Heizungsenergie-Wende: Seit langem ist klar: Heizen mit Öl und Gas ist nicht zukunftsfähig, es setzt CO2 frei, schadet damit dem Klima und macht uns von Russland und anderen Ländern abhängig. Schon Ende 2022 hatten die Grünen bei den Haushaltsberatungen durchgesetzt, Geld für eine kommunale Wärmeplanung bereitzustellen, damit alle vorhandenen Energiequellen (z.B. Abwärme aus der Produktion) zum Heizen nutzbar gemacht werden können. Erst im Herbst 2023 stellte die Verwaltung dafür einen Antrag. Inzwischen ist die kommunale Wärmeplanung den Kommunen vorgeschrieben, was zur Folge hat, dass der Andrang bei den Instituten, die die Planungen durchführen, so groß geworden ist, dass Werther sich „hinten anstellen muss“. Ein Vorsprung wurde verspielt. Auch beim neuen Baugebiet Blotenberg hätte man viel Zeit gehabt, eine ökologische und zentrale Wärmeversorgung einzurichten. Das ist nicht passiert und so muss sich jeder der zukünftigen Bauwilligen selbst sorgen, wie er seine Heizung vorschriftsmäßig, aber bezahlbar einrichten lässt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Versäumnisse jetzt nachgeholt werden, damit nicht bei weiteren Bauprojekten dasselbe passiert. Die Grünen haben im Mai eine sehr gut besuchte Veranstaltung dazu gemacht, was jeder Bürger selbst tun kann, um sein Haus, seine Wohnung energiefit für die Zukunft zu machen. Hier nachzulegen mit weiteren Info-Veranstaltungen würde auch der Verwaltung und dem Bürgermeister gut anstehen.

Stichwort Grüne Energiegewinnung: Hier ist in Werther einiges in Gang gekommen, wenn es auch erst einmal kleine Schritte sind. Photovoltaik-Anlagen wurden auf fast allen öffentlichen Gebäuden installiert, immer mehr Bürger nutzen das eigene Hausdach für diese klimafreundliche Energiegewinnung. Die weiter steigenden Strompreise werden das Ihre dazu beitragen, dass sich die Investitionen zukünftig noch mehr lohnen. Die Grünen hatten 2022 erfolgreich beantragt, dass „Balkonkraftwerke“, die auch von Mietern angebracht werden können, von der Stadt finanziell unterstützt werden. Zusammen mit SPD und UWG wir jetzt durchgesetzt, dass die Förderung weiterläuft. Positiv zu erwähnen ist auch, dass ein Wertheraner Landwirt die Errichtung einer „Agri-PV-anlage“ plant (d.h. eine Photovoltaik-Anlage über einer Anbau-Fläche). Weitere Schritte Richtung erneuerbare Energiegewinnung müssen folgen.

Stichwort Flächenmanagement: Alle Experten warnen davor, immer mehr freie Flächen zu bebauen oder zu versiegeln. Trotzdem sind die Begehrlichkeiten groß: neue Bau- und Gewerbegebiete, neue Straßen werden geplant, auch in Werther. Die Grünen warnen davor, jetzt, noch bevor das Baugebiet Blotenberg realisiert ist, schon wieder an weitere Flächen zu denken, die dann auf lange Sicht irreversibel der Natur und der Landwirtschaft entrissen werden. Innenstadtverdichtung und Umnutzung brachliegender Altflächen muss vor Neuversiegelung gehen. Es gibt dazu wegweisende Beispiele in anderen Kommunen, die man sich gemeinsam ansehen kann. Einem neuen Baugebiet Süthfeld II werden sich die Grünen widersetzen! Hierzu haben wir einen Kommentar zum neuen Regionalpan NRW verfasst. Sinnvoll wäre es, alle Energien darauf zu verwenden, z.B. die Industriebrache Wehmeyer in größtmöglichem Konsens der Fraktionen für Werther zukunftsweisend zu entwickeln.

Stichwort Verkehrsplanung: Zwar ist den meisten Bürgern klar, wohin „die Reise gehen muss“, nämlich in Richtung weniger Autoverkehr, besonders in den Innenstädten, Vorrang für umweltfreundliche Fortbewegungsarten, zu Fuß, mit dem Rad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln überall da, wo es geht. Das spart CO2, verhindert Feinstaub-Belastungen, vermeidet Lärm – und ist außerdem gesund. Erste Schritte wurden 2023 gemacht, einige der Empfehlungen aus dem Verkehrsgutachten zu verwirklichen, was die Grünen, teils durch eigene Anträge, unterstützt haben. Eine Fahrradzone rund um das Ev. Gymnasium wurde eingerichtet, eine Fahrradstraße an der P.A. Böckstiegelschule. Damit soll der motorisierte Verkehr an diesen sensiblen Stellen verlangsamt und zu mehr Rücksichtnahme motiviert werden. Das sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Noch besser wäre allerdings gewesen, hätte die Stadt ein stimmiges Gesamtkonzept aller vorgesehenen Maßnahmen vorgestellt.

Am Beispiel Verkehr zeigt sich aber auch in Werther, wie groß die Ängste sind, dass schon durch kleine Regeländerungen unzumutbare Belastungen entstehen könnten. Der Antrag, den Schwarzen Weg in seiner Gesamtlänge vorrangig zur Fahrradstraße zu machen (ohne den Autoverkehr „auszusperren“) wurde aufgrund der Proteste vieler Anwohner fallengelassen. Die Einbahnstraßenregelung auf einem kurzen Teilstück der Ravensberger Straße führte zu lautstarken Protesten bis hin zum illegalen Abmontieren von Verkehrsschildern. Die Grünen verstehen, dass es für einige Anwohner und Kunden etwas unbequemer geworden ist, ihren Zielort zu erreichen. Aber alle Ziele sind weiterhin erreichbar, auch mit dem Auto. Und dafür gibt es deutlich weniger Verkehr in der Innenstadt und kein Chaos mehr an der Engstelle. Ein Anfang nur, ja, aber auch nicht weniger. Eine vernünftige Alternative zur Einbahnstraße konnte niemand nennen. Es bleibt zu hoffen, dass nun, nachdem sich alle daran gewöhnt haben, nachdem auch kein Geschäft in Werther dadurch zugrunde gegangen ist, hier wieder etwas mehr Gelassenheit in die Diskussion Einzug hält.

Wichtige Aufgabe für die Zukunft ist, an den Durchgangsstraßen (Haller Straße, Engerstraße, Bielefelder Straße) den Lärm zu reduzieren und die Gefährdung der Fahrradfahrer zu reduzieren. Die Regulierung dieser Straßen obliegt der Landesbehörde „Straßen NRW“, die Stadt hat aber Einflussmöglichkeiten. Die Grünen werden alles tun, um diese Möglichkeiten wahrzunehmen und zu unterstützen.

Stichwort Freizeitbereich: Auch hier haben die Grünen 2023  Initiativen und Anträge eingebracht. Als Beispiel sei der Antrag auf Errichtung eines „Pump-Tracks“ für Skateboard- und Inline-fahrende junge Leute genannt, der einstimmig verabschiedet wurde. Seit etwa einem Jahr wird nun nach einer geeigneten Fläche für ein solches Projekt gesucht. Hier könnte ein wenig mehr Eifer der kommunalen Mitarbeiter bei der Suche sicher hilfreich sein. Ein weiterer Vorschlag der Grünen in diesem Bereich ist die Einrichtung eines Trecking-Platzes im Teutoburger Wald, an dem Rucksack-Wanderer oder Freizeit-Camper übernachten können. Auch hier wurde Zustimmung signalisiert, eine Realisierung steht aber noch aus.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Verwandte Artikel