Mobilitätswende in Werther

Über Verkehrsverbindungen und Verkehrsflächen

Zum Erreichen der im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zur CO2- Einsparungen hat der Verkehrssektor bisher noch kaum beigetragen.
Im Bausektor und bei der Stromerzeugung sind schon einige Erfolge zu verzeichnen. Doch beim Verkehr haben die steigende Anzahl der LKWs, die neue Lust der PKW-Fahrer am Kauf von SUVs und die Zunahme der Flugreisen mit Billig-Flugtickets alle Einsparungen aufgefressen, die durch die Entwicklung spritsparender Motoren ermöglicht wurden. Heute kämpfen wir mit den Folgen: Schlechte Luft und ein enormer Flächenverbrauch für Straßen und Parkplätze an Stelle von Lebensraum für Kinder, nachbarschaftlichen Austausch und Treffen mit Bekannten und Freunden in der Öffentlichkeit.

Was ist für Werthers Innenstadt wichtig?

Die Sammlung von Ideen für das Mobilitätskonzept für Werther, die im Mai im Internet abgefragt wurden, stieß auf sehr reges Interesse. Viele Vorschläge wurden gemacht und fast alle wurden kommentiert oder auch diskutiert. Die meisten Beiträge wurden zum Fahrradverkehr eingereicht. Also liegt den Bürgern eine Verbesserung der Situation sehr am Herzen. Ob neue Durchstiche und Abkürzungen für Fahrräder und Fußgänger, Änderungen der Radwegführung an der Engerstraße, oder ein Radschnellweg nach Bielefeld – es geht darum, dem Radverkehr mehr Raum zu geben und das Radfahren attraktiver zu machen.

Das Stadtgebiet Werther hat einen Durchmesser von maximal 3 km. Daher sollte innerstädtisch der Planungsschwerpunkt auf Fußgänger und Radfahrer gelegt werden. An ältere Bürger*innen, Kinder und Menschen mit Behinderungen muss dabei gesondert gedacht werden. Der Fußverkehr wird in seiner Bedeutung unterschätzt. Fußwege müssen barrierefrei und sicher gestaltet sein. Den Fahrradverkehr auf den Bürgersteig zu verlegen, wie in Werther an vielen Stellen geschehen, ist eine billige Notlösung. Für Fußgänger ist sie aber nicht ungefährlich Hier muss nach besseren Lösungen gesucht werden.

Der Durchgangsverkehr sollte aus der engen Ravensberger Straße möglichst herausgehalten werden. Die schönen Plätze, die Werther hat, benötigen eine höhere Aufenthaltsqualität, um von den Menschen angenommen zu werden. Es ist längst bekannt, dass Kund*innen, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen, wesentlich mehr Zeit im Laden verbringen als Autofahrer.

Und die Verkehrsverbindungen zu den Nachbarorten?

Der ÖPNV ist das Rückgrat der Verkehrswende. Als Ort mit vielen Pendlern nach Bielefeld, muss eine kurze Taktzeit und eine schnelle Verbindung von Bussen das Ziel sein (Umwege über die Uni würden die Fahrzeit um mind. 10 Minuten verlängern). Obgleich es für Berufspendler schon attraktive Abonnements gibt, sind Kosten für Einzeltickets von fast 10 € für eine Hin- und Rückfahrt weder attraktiv noch akzeptabel. Für die Fahrt nach Bielefeld z. B. gibt es daneben auch andere Möglichkeiten: Fahrgemeinschaften und Pedelecs/E-Bikes (ideal für diese Entfernung).

Der neue ZOB eröffnet uns neue Möglichkeiten: Es gibt jetzt endlich abschließbare Fahrradunterstände und Ladepunkte für hier abstellbare Elektroautos. Wünschenswert wäre der Verleih von Lastenrädern, ebenso Service- und Reparaturmöglichkeiten für Fahrräder. Wir sollten versuchen, in Werther wieder einen Fahrradladen mit entsprechenden Angeboten anzusiedeln. Eine gute Ergänzung für die Mobilität in der Region wären zudem Mitfahrerbänke an den Ortsausgängen, zur Ermöglichung „kultivierten Trampens“ – wenn die Corona-Einschränkungen mal überstanden sind!

Noch ein Wort zu den Autos in den Innenstädten

Warum denken wir immer noch „Städte ohne Autos – das geht nicht“? Die Autos haben erst seit den 1950er Jahren die Macht auf den Straßen übernommen. Der damalige naive Fortschritts- und Technikglaube hat mit dazu beigetragen, dass die Städte für Autos gebaut oder umgebaut wurden. Heute kämpfen die anderen Verkehrsmittel wieder um ihren Raum und ihr Recht. Der Streit ist notwendig, und das Auto ist nicht alternativlos.

Die Verkehrsräume – auch in Werther – müssen dringend neu verhandelt werden! Dafür werden die Grünen sich einsetzen.

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