Der hohe Preis fürs billige Fleisch

Es ist Zeit umzudenken. Spätestens jetzt ist klar, dass es so nicht weitergehen kann. Schluss mit der“Geiz ist geil“-Mentalität und dem Billig-Fleisch. Einer bezahlt immer dafür. Waren es bisher ausgebeutete Arbeiter aus Osteuropa und Tiere, die im wahrsten Sinn eingepfercht möglichst schnell zur Schlachtreife gebracht werden sollen, so bezahlen diesmal wir alle die Zeche. Wollen wir weiterhin eine industrielle Produktion von Nahrungsmitteln unter Einsatz von Antibiotika, die uns dann in der Humanmedizin fehlen, oder ist es nicht endlich Zeit umzudenken? Erstaunlich, dass wir von den CDU-Agrarministerinnen in Land und Bund zu der Sache praktisch nichts hören!

So haben wir eine Situation, die unsere Verwaltungen im Kreis und in den Kommunen an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. In einer solchen Krisensituation sollte eine Ebene „den Hut“ aufhaben und Rede und Antwort stehen.

Seit vielen Jahren setzen wir Grünen uns für mehr Tierwohl ein, für eine andere Agrarpolitik und andere Arbeitsbedingungen, u.a. in den Schlachtbetrieben – z. B. durch die Abschaffung von Werkvertrags- und Leiharbeit -, vor Ort, im Kreis und bis hin zur Europa-Ebene. Die Firma Tönnies hat das Werkvertragssystem viel zu lange ausgenutzt, weil die gesetzlichen Regelungen das zulassen und von SPD und CDU nicht geändert wurden. Menschen schuften unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen, werden ausgebeutet, leben in menschenunwürdigen Unterkünften. Viel zu wenige haben sich bisher daran gestört, auch, dass ein einziger Schlacht- und Zerlegebetrieb den Wasserverbrauch einer Kleinstadt hat. Und jahrelang wurden die Magen-Darm-Inhalte der Schlachttiere durch den ganzen Kreis gefahren, um dann z.B. in Biogasanlagen zu landen.

Wir Grünen haben noch am Tag, als die hohen Corona-Fallzahlen bekannt wurden, eine Telefonkonferenz einberufen und umgehend eine Sondersitzung des Kreistages beantragt. Die enorme Anzahl der Infektionen führte verständlicherweise zu einer Verunsicherung der Menschen in unserer Region. Deshalb war es uns wichtig, für eine sachliche Aufklärung und für Transparenz zu sorgen. Dies ist nur zum Teil gelungen, da durch unterschiedliche Zuständigkeiten nicht alle unsere Fragen beantwortet werden konnten. Die Frage, wie es zu einem so extremen Corona-Ausbruch bei Tönnies kommen konnte, ist noch unbeantwortet. Da müssen zum Beispiel der Arbeitsschutz und die Gewerbeaufsicht Transparenz zu Hygieneplänen und Schutzmaßnahmen unter Corona-Bedingungen schaffen.

Wir werden daher einen Untersuchungsausschuss auch auf Landesebene fordern. Es reicht uns jetzt: keine Ausflüchte mehr und keine hohlen Phrasen mehr! Jetzt muss aufgearbeitet und gehandelt werden!

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